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06.02.2017
Sie setzte sich gegen ihre "MasterClass"-Kollegen durch und kochte sich zum Titel der weltweit erfolgreichsten Koch-Castingshow. Im Interview spricht Melody Weis über ihre Zeit bei "MasterChef", den härtesten Herausforderungen, ob Konkurrenten auch Freunde sein können und ihr Pläne für die Zukunft.
Warum glaubst Du, hast Du Dich bei Master Chef durchgesetzt – was war Dein Geheimnis?
Alle, die bei MasterChef mitgemacht haben, hatten eine ausgeprägte Fähigkeit und Leidenschaft zum Kochen. Ich glaube, mein Geheimnis war, dass ich selbst an meine Fähigkeiten geglaubt habe, mich nicht von den Aufgaben einschüchtern ließ und mich allem gestellt habe und allem offen entgegen getreten bin. Ich hab versucht, das Beste aus jedem Moment zu machen.
Das hat ja gut geklappt. Ist das auch privat Deine Philosophie?
Es ist grundsätzlich meine Lebenseinstellung, dass man jeder Situation positiv entgegentreten muss - so schlecht sie auch scheinen mag. Alles hat seinen Sinn, die Kunst ist es, aus jeder Situation das zu machen, was sie hergibt.
Wenn Du Deinen Enkeln mal vom Abenteuer MasterChef berichten wirst, was erzählst Du ihnen dann?
Das war die größte Herausforderung, die ich in meinem Leben gemeistert habe – und auch wirklich ans Ziel gekommen bin. Man probiert ja auch vieles im Leben aus und muss sehen, wo die Talente liegen. Das war ein Projekt, das ich aus Neugier und Spaß begonnen habe, und das sich dann zu einem Talent entwickelt hat. Ich hab in der Show vieles gemacht, das ich vorher noch nie gemacht habe. Zum Beispiel ein ganzes Huhn auseinandernehmen und entbeinen. Es hat geklappt!
Hast Du dir am Anfang gedacht, dass Du das wirklich gewinnen kannst?
Ich hab schon gedacht, dass ich das auf jeden Fall gewinnen kann. Aber ich bin dem Ganzen mit einem großen Fragezeichen entgegengetreten, weil ich nicht wusste, was mich erwartet oder wie die anderen Kandidaten sind. Viele Kandidaten hatten extrem viel Erfahrung. Gerade weil ja auch etwas ältere Kandidaten dabei sind, die natürlich mehr Erfahrung haben, als jemand, der tagtäglich in seiner Studentenküche kocht.
Warum glaubst Du, hast Du das geschafft? Du hast von Mut gesprochen – aber gab es auch etwas, das Du schlicht besser konntest als die Anderen?
Ich würde es nicht unbedingt als besser bezeichnen, aber ich war sehr fleißig, hab mich auch nach der Show auf die nächste Show vorbereitet – sofern es möglich war. Ich hab mir abends im Hotelzimmer viele Gedanken über Aromatik, oder das Anrichten von Tellern gemacht, im Internet gestöbert und mir Fotos angesehen. Bei anderen stand manchmal das private Beisammensein mehr im Vordergrund.
Was ist Deine liebste Anekdote aus dem Abenteuer "MasterChef"?
Jede Challenge für sich war etwas Besonderes. Die Team Challenges sowieso, ich hab vorher nie in einer großen Gruppe gekocht. Das war eine tolle, schöne Erfahrung. Am Tegernsee, das Malheur mit der Soße oder in Hamburg mit der Suppe, wo das Gemüse vergessen wurde. Da dachte ich mir danach: Das hätte wirklich nicht passieren müssen – typische Anfängerfehler.
Welche war die schwierigste Challenge für Dich?
Das war der Pressure Test in Hamburg mit dem Taschenkrebs. Das hat damit angefangen, dass die Nerven sowieso schon blank waren, weil die Team Challenge so schlecht lief. Susi, Louis, Petrus und ich waren außerdem gleichzeitig in einem Pressure Test. Die Gefahr, dass es einen von uns trifft, war sehr hoch und man wollte seine Bezugsperson natürlich nicht verlieren. Dann auch der Krebs selbst: Ich habe noch nie in meinem Leben mit Krebsen gearbeitet und ich hab den nicht aufbekommen, dann ist die Schale gebrochen und Louis hat mein Fleisch aus Versehen genommen. Ich dachte mir nur: Oh Gott. Ich hätte am liebsten hingeschmissen und wäre weggegangen.
Was hat Dich dann noch gehalten?
Dass ich einfach grundsätzlich Dinge zu Ende bringen möchte, die ich angefangen habe. Aber man hat ja auch gesehen, wie ich nervlich am Ende war, als dann auch noch dieses schlechte Feedback von Justin und Sybille kam. An dem Tag lief wirklich alles schief.
In welchen Momenten hast Du Dich richtig gut gefühlt?
Das waren die Momente, als ich auf die Galerie oder nach vorne durfte – und das Essen überhaupt von der Jury probiert wurde. Das war wirklich ein tolles Gefühl.
Wie war es hinter den Kulissen? Was hat man als Zuschauer nicht gesehen?
Da war ja so einiges los! Hinter den Kulissen haben wir uns alle super verstanden, hatten sehr viel Spaß, tolle Gespräche, sind am Abend oft Essen gegangen. Je kleiner die Gruppe dann auch wurde, desto mehr hat man gemerkt, dass die Luft echt dick wird und das Freundschaftliche nicht mehr so im Vordergrund steht. Jetzt fängt jeder an, für sich selber zu kämpfen.
Woran hat man das gemerkt?
Ich hab das daran gemerkt, dass Andere sich nicht mehr für einen gefreut haben. Missgunst ist zu viel - aber man hatte schon das Gefühl, dass Andere gerne sehen würden, dass man geht.
War wahrscheinlich schwierig für Dich.
Ja, das war sehr schwierig. Ich bin von Natur aus ein sehr harmoniebedürftiger Mensch und bemühe mich auch wirklich, dass alles schön ist und man sich versteht. Solche Auseinandersetzungen müssen nicht sein, aber wenn man ständig an eine Wand prallt, denkt man sich auch: Gut, dann muss ich mein eigenes Ding durchziehen. Das war nervlich sehr aufreibend, ich hab mir sehr viele Gedanken gemacht. Je näher ich ans Ziel gekommen bin, desto mehr dachte ich mir: Gut, jetzt gebe ich nochmal Vollgas.
Wer hat Dich in der Zeit am meisten unterstützt und begleitet?
Das war auf jeden Fall mein Verlobter. Der hat immer sehr viel liebe Worte für mich parat gehabt, hat mir geholfen, das Ganze zu verstehen und zu verarbeiten. Nur so konnte ich das auch durchstehen.
Wie ging es nach dem Sieg bei dir weiter? Du wolltest ja am Anfang der Show ein kleines Bistro eröffnen, wolltest viel reisen und dir eine KitchenAid kaufen? Kamst du neben dem ganzen Prüfungsstress überhaupt dazu, an die Zukunft zu denken?
Leider noch nicht. Ich hab noch keine KitchenAid. Das reisen möchte ich natürlich realisieren. Für das Bistro hab ich natürlich Vorstellungen. Ich träume viel, male mir gerne vieles aus, aber ich bin auch so ein kleiner Realist. Letztendlich hab ich immer die Fakten im Hinterkopf und wäge ab, was wirklich machbar ist.
Hast Du schon eine Idee, wie es weitergehen soll?
Ich würde mich zuerst erkundigen, an welchem Standort ich gerne mein eigenes Geschäft aufmachen würde und was ich symbolisieren möchte. Ich lege sehr viel Wert auf gesunde Ernährung, auf gute, hochwertige Lebensmittel. Man muss sich zuerst mit Leuten auseinandersetzen, die Ahnung haben - um herauszufinden, wie der betriebswirtschaftliche Faktor dahinter aussieht. Das sind alles Stufen, die ich vor mir sehe und die ich nach und nach angehen möchte.
Hat sich Deine Art zu Kochen im Laufe der Sendung verändert? Hast Du seither überhaupt gekocht?
Ich koche jeden Tag, aber wenn man von der Uni kommt und noch lernen muss, muss es schnell gehen. Das ist mit MasterChef überhaupt nicht zu vergleichen. Ich hab schon ein anderes Verständnis für die Harmonie von Gerichten und das Spiel mit Säure, Salz und Süße - wie Ralf uns das auch so schön beigebracht hat. So wie bei MasterChef hab ich Zuhause nicht mehr gekocht, außer an Weihnachten für die Familie.
Was hast Du da gekocht?
Da gab es als Vorspeise Ziegenkäsenougat auf Wintersalat mit einem Himbeerdressing, als Zwischengang gab es einen Rotkohlwickel mit einer Hühnerfarce und karamellisierter Birne, als Hauptgang Rinderfilet mit Serviettenknödel und Selleriepüree. Als Dessert gab es Lebkuchen-Pannacotta.
Wow, das klingt spektakulär. Wie lange standst Du da in der Küche?
Zwei Tage. Das war so anstrengend! Die Familie hat natürlich versucht, zu helfen. Aber dadurch, dass ich bei MasterChef gewonnen hab, denken sie immer, sie sind nicht gut genug. Deswegen musste ich Anweisungen geben.
Kochst Du manchmal auch gemeinsam mit Deinem Verlobten?
Er ist total süß und will sich immer integrieren und fragt immer, was er machen kann. Meistens schnippelt er dann irgendwas. Aber beim Kochen bin ich der Herr über die Sache.
Wie wird Dein Kochbuch?
In erster Linie sind da die Rezepte aus der Show drin, auch ausgewählte Rezepte von den anderen Kandidaten, auch private Rezepte von mir - zum Beispiel ein altes Rezept von meiner Uroma und eine Torte oder Desserts, die ich auch gerne mal mache.
Wirst Du nach der Show auf der Straße erkannt? Wie reagiert Dein Umfeld darauf?
Auf der Straße angesprochen wurde ich bisher noch nicht. Ich glaube, dafür ist Berlin auch viel zu groß. Aber von Freunden oder ehemaligen Arbeitskollegen, Kommilitonen – die haben mich angesprochen und beglückwünscht. Auf Facebook und Instagram bekomme ich viele Nachrichten – auch von fremden Leuten. Sie finden es toll, was ich mache – und das ist echt schön.
Hast Du auch negative Nachrichten bekommen?
Meine privaten Nachrichten waren alle positiv. Natürlich sieht man auf der MasterChef-Facebook-Seite Kommentare wie: "Die hat den Sieg nicht verdient, weil…", "Marc hätte gwinnen müssen" oder ähnliches. Da scheiden sich die Geister, das ist auch verständlich. Ich weiß, dass es der Zuschauer nicht wirklich beurteilen kann: Man sieht nur, man kann das Gericht nicht schmecken und das ganze Drumherum nicht beurteilen.
Ergaben sich mit den anderen Kandidaten Freundschaften?
Ja, auf jeden Fall. Mit Louis, Susi und Petrus hab ich immer noch engen Kontakt, mit Louis hab ich mich seither ein paarmal getroffen – wenn er in Berlin war oder ich in Hamburg. Da hat sich wirklich eine schöne Freundschaft entwickelt.
Interview: Anna Bramboeck