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Jan Düfelsiek ist der einzige deutsche Teilnehmer und der Gewinner der vierten Staffel von Master of Photography. Er studiert Fotografie (MA) in Bielefeld. 2017 arbeitete er für den renommierten Porträtfotografen Martin Schoeller in New York City.
Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Mein Vater hat früher viel privat fotografiert. In den Urlauben habe ich dann auch irgendwann angefangen. Während der Schulzeit habe ich mir meine erste Kameraausrüstung gekauft und dann voll losgelegt. Es fasziniert mich, mit der Kamera Dinge zu entdecken.
Schwerpunktmäßig widmen Sie sich der Porträt-Fotografie. Was begeistert Sie daran?
Ich finde es unfassbar spannend, Menschen kennenzulernen und ihre Lebensgeschichten in ein Porträt zu übersetzen. Die Fotografie ist ein Mittel für mich, mit Menschen in Kontakt zu treten.
2017 haben Sie bei Starfotografen Martin Schoeller in New York gearbeitet, der auch in einer der Folgen von Master of Photography zu Gast kommt. Was können Sie über die Zeit bei ihm erzählen?
Ich hatte wirklich großes Glück, dass ich nach New York gehen durfte. Selten habe ich so einen von Herzen netten Menschen wie Martin getroffen. Ich habe als Praktikant angefangen und bekam später die Möglichkeit, zu richtig spannenden Jobs mitzukommen. Wir haben beispielsweise fürs Forbes Magazine eine größere Geschichte gemacht, die nannte sich "100 Greatest Business Minds". Ich war auf einer TED-Konferenz in Vancouver [eine internationale Innovationskonferenz, Anm. d. R.], habe Leute getroffen wie Bono und Elon Musk. Wir haben Paul McCartney fotografiert. Das war wirklich etwas, wovon jeder Fotograf träumt.
Wie kam es dazu, dass Sie an Master of Photography teilnahmen?
Ich habe an der Fachhochschule Dortmund studiert, wo auch der Flint Stelter [MoP-Teilnehmer 2018, Anm. d. Red.] studiert hat. Durch ihn kannte ich das Format. Ich bewarb mich, weil es ein einzigartiger Wettbewerb ist, der die Möglichkeit bietet, besondere Personen der Branche zu treffen, seinen Horizont zu erweitern und viel mitzunehmen. Es ist ja nicht nur ein Fotowettbewerb, sondern auch ein Fotografie-Workshop.
Die Aufgaben in den sechs Folgen stammen aus unterschiedlichen fotografischen Disziplinen. Stellte das für Sie eine besondere Herausforderung dar?
Für mich war es vom Charakter der Aufgaben her ganz in Ordnung, weil es sich viel um Personen gedreht hat. Ich habe probiert, meinen Standpunkt als Porträtfotograf in möglichst viele Aufgaben einfließen zu lassen.
Unter den Kandidaten sind sowohl studierte Fotografen als auch Autodidakten. Anscheinend kommt es nicht unbedingt darauf an, dass man Fotografie studiert hat, um ein guter Fotograf zu sein. Worauf kommt es dann an?
Letztendlich geht es nur darum, neugierig zu sein und für eine Sache zu brennen. Man lernt nur durchs Machen - ob im Umfeld einer Hochschule, einer Ausbildung oder nebenher als Hobby. Nur das Machen bringt einen weiter.
Oliviero Toscani ist eine Legende. Elisabeth Biondi und Mark Sealy ebenfalls. Wie war es für Sie, Ihre Bilder von ihnen beurteilen zu lassen?
Spannend, weil sie alle auf ihrem Gebiet Koryphäen sind und ihre eigenen Vorstellungen und Geschmäcker haben. Es konnte sein, dass ein Bild für Elisabeth Biondi funktioniert, aber für Oliviero Toscani absolut gar nicht. Nach jeder Runde mussten wir der Jury ein Bild oder mehrere Bilder präsentieren. In meiner bisherigen Laufbahn war es noch nie so schwierig, die richtige Auswahl zu treffen.
Toscani nimmt manchmal kein Blatt vor den Mund, wenn er Kritik äußert. War das unangenehm?
Natürlich ist das manchmal hart. Da sind auch in dieser Staffel wieder berühmte Sätze von Herrn Toscani gefallen. Ein paar Mal dachte ich: „Musste das jetzt sein?“ Letztendlich ist es aber die Kritik, die einen weiterbringt.
In der neuen Staffel sind erstmals auch die Juroren vor Ort, wenn die Kandidaten ihre Aufgaben lösen. Wie war es, unter Beobachtung zu arbeiten?
Ich fand das positiv. Dadurch dass die Juroren vor Ort sind, können sie besser nachvollziehen, wie schwierig eine Aufgabe war, als wenn sie nur im Jury-Sessel sitzen und nachher die Bilder sehen. Zusätzlich hat es vielen von uns sehr geholfen, zwischendurch eine Rückmeldung von ihnen zu bekommen.
Wie haben Sie es empfunden, dass immer ein Kamerateam dabei war?
Normalerweise ist man beim Fotografieren allein. Vielleicht ist noch ein Assistent dabei oder der Auftraggeber. Einen Kameramann im Rücken zu haben plus Ton plus Redakteur, war deshalb gewöhnungsbedürftig. Als Porträtfotograf muss ich zum Beispiel Menschen auf der Straße ansprechen. Es ist für sie extrem einschüchternd, wenn gleich vier Leute auf sie losstürmen. Das macht den Workflow ein bisschen komplizierter, aber natürlich auch spannend. Ein Grund für meine Teilnahme an Master of Photography war auch, die Abläufe einer solchen Produktion kennenzulernen.
In jeder Folge werden die Teilnehmer bei der Auswahl der Bilder für die Jury von renommierten Gastfotografen beraten. Was haben Sie von denen lernen können?
Ich hatte über den Verlauf der Serie zweimal einen richtigen Tiefpunkt. Ich saß vor den Bildern und sah den Wald vor lauter Bäumen nicht. Die Bildauswahl ist ein wichtiger Punkt, der nach dem eigentlichen Fotografieren kommt. Die Gastfotografen haben mir extrem dabei geholfen haben, die richtigen Bilder für die Jury auszuwählen.
Haben sie fotografische Vorbilder?
Es gibt einen Fotografen, dessen Namen auch Oliviero Toscani öfter in der Serie nennt: August Sander [1876-1964, Anm. d. Red.]. Das war ein Fotograf aus Deutschland, aus den 20er-Jahren. Er hat Porträts gemacht von allen möglichen Leuten: Bauern, Frauen, Handwerkern etc. Er hat sich als Chronist gesehen. Wirklich unglaublich tolle, beeindruckende Porträts. Für mich auf jeden Fall ein fotografisches Vorbild.
Welche Pläne haben Sie als Fotograf für die Zukunft?
Mein größtes Anliegen ist, weiter so viel zu fotografieren wie es nur geht, nicht die Lust an der Fotografie zu verlieren, im Hinterkopf zu behalten, warum man das Ganze gestartet hat, viele Orte zu bereisen und mit der Kamera kennenzulernen. Ich hoffe auch, wahrgenommen zu werden. Wenn man es schafft, dass nicht nur einem selber die Bilder gefallen, sondern anderen auch, dann ist das was sehr Schönes.
Interview: Dirk Buhrmann