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13.06.2016
Die italienische Erfolgsserie "Gomorrha" stellt die Machenschaften der Mafia drastischer und realistischer als je zuvor dar. Nicht nur der Autor der Bestsellervorlage, Roberto Saviano, lebt daher seit Jahren in Lebensgefahr. Auch die Produktionscrew der Sky Italia Serie arbeitete an Originalschauplätzen unter den bedrohlichen Augen der Mafia.
Mit über vier Millionen verkauften Exemplaren, übersetzt in 51 Sprachen, schaffte es "Gomorrha" in die internationalen Bestsellerlisten. Die "New York Times" nannte das Buch eines der wichtigsten Werke des Jahres 2007. Kein Wunder, erzählte Saviano doch dokumentarisch genau wie in einer Reportage und emotional packend wie in einem Roman von den unvorstellbar brutalen Verbrechen der Camorra in und um Neapel. Vom Drogenhandel, der Entsorgung von Giftmüll, der Herstellung illegaler Textilien, der völligen Kontrolle des Zementhandels und schließlich von der erbarmungslosen Gewalt, mit der diese Ziele durchgesetzt werden.
Dabei nannte Saviano Namen echter Personen und deckte auf, worüber in Neapel niemand spricht. Der Schriftsteller und Journalist erhielt zahlreiche Morddrohungen, die dazu führten, dass er und seine Familie vom italienischen Innenministerium Personenschutz erhielten und seitdem versteckt an wechselnden Orten leben. "Jeden Morgen frage ich mich, warum ich das gemacht habe und finde keine Antwort, weiß nicht, ob es das wert war", sagte Saviano in einem Interview.
Die drastischen Schilderungen jenseits jeglicher Mafia-Romantik, die aktuelle Thematik und die spannende Erzählweise legten eine filmische Umsetzung des Werkes nahe. Bereits 2008 feierte der Spielfilm "Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra" bei den Filmfestspielen in Cannes Premiere und gewann den Großen Preis der Jury. Regisseur Matteo Garrones Werk ist ein Spielfilm, der dennoch ausschließlich auf den von Saviano recherchierten, wahren Begebenheiten basiert. In schonungslosen Bildern wurde der Film unter Vorgabe eines falschen Titels quasi unter dem Radar der Mafiosi an Originalschauplätzen in Neapel gedreht.
Auch für die von Sky Italia produzierte Serienadaption kam nur ein Dreh an Originalschauplätzen in Frage – in diesem Fall im berüchtigten neapolitanischen Problemviertel Scampia. Für Regisseur Sollima gab es "nur einen Weg: die Bevölkerung von der Sache zu überzeugen und mit ihr zusammenzuarbeiten". Einen Vorfall gab es dennoch: Drei mutmaßliche Camorra-Mitglieder wurden festgesetzt, weil sie die Produktionsfirma erpressen wollten: Sie wurden engagiert, um in der Villa des inhaftierten Camorra-Bosses Francesco Gallo drehen zu können, und sollen dann die Produktionsfirma zu weiteren Zahlungen gezwungen haben.
Auch die Darsteller, die ausschließlich im authentischen neapolitanischen Dialekt sprechen, der selbst für Italiener aus anderen Regionen unverständlich ist, stammen aus dieser Gegend. Hauptdarsteller Marco D'Amore (Ciro) ging auf dieselbe Schule wie Saviano. Salvatore Esposito, den seine Rolle als Genny zu einem Star in Italien machte, arbeitete vor "Gomorrha" in einer McDonald’s-Filiale in Neapel.