Es ist Major-Woche!
Jason Day hat lange auf seinen ersten Major-Triumph warten müssen. In dieser Woche darf der Australier seinen Titel bei der PGA Championship gegen die komplette Weltelite verteidigen. Jordan Spieth, Dustin Johnson, Rory McIlroy und Henrik Stenson wollen aber auch das letzte Major des Jahres gewinnen. Und auch Martin Kaymer hat sich für das Turnier, bei dem er 2010 siegte, viel vorgenommen. Sky überträgt die PGA Championship exklusiv live und in HD. Kommentar: Carlo Knauss und Adrian Grosser.
Das Turnier
Im Februar 1916 wurde die PGA of America gegründet, die Vereinigung der professionellen Golfer; und schon im Oktober desselben Jahres fand erstmals die PGA Championship statt. Sie sollte als Meisterschaft für Profis etabliert werden, die damals im Rang unter den Amateuren angesiedelt waren. Der Kaufhausmagnat Rodman Wanamaker spendete dazu die Siegertrophäe, die nach ihm benannte Wanamaker Trophy, auf der die Namen aller Sieger eingraviert sind. Der jeweilige Champion bekommt eine Nachbildung des Pokals, während das Original im PGA Museum of Golf in Port St. Lucie, Florida, steht.
Bei ihrer Premiere hatte die PGA Championship natürlich noch keinen Major-Status. Den erarbeitete sich das Turnier erst in den 60er Jahren, ohne dass der genaue Zeitpunkt benannt werden könnte, zu dem sich das heutige Verständnis der vier Majors durchsetzte. Während das Masters sich vor allem über den Austragungsort Augusta definiert, die U.S. Open über die Schwierigkeit der Kurse, die Open Championship über ihre Tradition und die besondere Herausforderung des Links-Golf, warb die PGA Championship als letztes Major des Jahres mit dem Slogan „Glory’s last shot“ für sich. Außerdem beansprucht sie das stärkste Teilnehmerfeld aller Majors für sich.
Ihrer Entstehung gemäß ist die PGA Championship anders als die anderen Majors nicht für Amateure offen (außer sie gewinnen eins der anderen Majors); stattdessen sind 20 Startplätze für Klub-Profis und Golf-Trainer reserviert, die sich bei der PGA Professional National Championship, der nationalen Meisterschaft der Klub-Pros und Trainer, qualifizieren müssen. Die PGA Championship wird auf wechselnden Kursen in den USA, zumeist im Osten des Landes, ausgetragen. Das Turnier ist mit zehn Millionen US-Dollar Preisgeld dotiert, der Siegerscheck beträgt 1.800.000 Dollar.
Der Platz
Der Baltusrol GC hat eine blutige Vergangenheit. Das Land, das nur 30 Kilometer Luftlinie von Manhattan entfernt liegt, gehörte einst dem Farmer Baltus Roll. Der wurde Ende des 19. Jahrhunderts ermordet. So gelangte das Grundstück in den Besitz des Industriellen Louis Keller, der 1895 darauf einen Golfplatz anlegte. Der Old Course hat jedoch wenig mit den beiden heutigen Kursen zu tun.
Die entwarf der legendäre Golfplatzarchitekt A. W. Tillinghast 1922. Tillinghast ist nicht nur dafür bekannt, dass er das „Dual Courses“-Prinzip erfand und bevorzugt zwei Plätze nebeneinander erbaute. Tillinghast hatte bei der Gestaltung der Plätze auch immer die zukünftige Entwicklung des Spiels im Blick. Als der Lower Course für die U.S. Open 1954 von Robert Trent Jones und 40 Jahre später von seinem Sohn Rees Jones überarbeitet wurde, konnten sie den Kurs deutlich verlängern, ohne einen der gut 120 Bunker oder eins der Grüns verlegen zu müssen. So ist das ursprüngliche Layout weitgehend erhalten geblieben.
Baltusrol ist ein klassischer Meisterschaftskurs. Dass die U.S. Open hier schon siebenmal ausgetragen wurden, heißt, dass er die höchsten Anforderungen erfüllt. Die Fairways sind nur leicht gewellt und eher breit, dafür aber ausgesprochen lang. Das Rough ist tief, die vielen Bunker sind mit Bedacht platziert und äußerst gefährlich. Die Grüns jedoch sind das Markenzeichen, sie sind schnell, trickreich gewellt und schwer zu lesen. Für Tillinghast waren die Grüns das Gesicht eines Golfkurses. Die einzelnen Golfbahnen seien wie Menschen, erklärte der Architekt, „alle ziemlich ähnlich von den Füßen bis zum Hals, aber die Grüns zeigen so viele Charaktereigenschaften wie menschliche Gesichter“. Jack Nicklaus jedenfalls, der hier 1967 und 1980 die U.S. Open gewann, ist voll des Lobes: „Baltusrol wird immer zu meinen Lieblingskursen zählen – er ist mit Sicherheit einer der besten Plätze weltweit.“
Der Titelverteidiger
Mit zwei Schlägen Vorsprung vor Jordan Spieth startete Jason Day in die Schlussrunde der PGA Championship in Whistling Straits. Und der Australier ließ seinen Flightpartner über die gesamten 18 Bahnen nie näher an sich herankommen. Mit fünf unter Par für den Tag und 20 unter Par für das Turnier setzte sich Day mit drei Schlägen Vorsprung vor Spieth durch und gewann sein erstes Major. Endlich, wie nicht nur der Sieger fand. Schließlich galt Day als weltbester Spieler ohne Major-Sieg und war seit 2011 mehrmals ganz dicht dran am großen Triumph.
„Wenn ich das heute nicht zu Ende gebracht hätte, wäre das für mich psychologisch ganz schwierig gewesen“, sagte Day nach seinem Erfolg, „dann wäre in meinem Kopf womöglich ein Schalter umgelegt worden und ich hätte gedacht, ‚vielleicht kann ich es einfach nicht zu Ende bringen‘“. Doch mit seiner souveränen Vorstellung am Finaltag hat er alle Zweifel weggefegt. „Dass ich Jordan auf Distanz gehalten habe und wie ich gespielt habe, das fühlt sich einfach nur großartig an“, freute sich Day.
Die Favoriten
Die Top-50 der Weltrangliste sind in dieser Woche komplett im Baltusrol GC versammelt. Um die Favoriten zu benennen, reicht es also einfach, die offizielle Weltrangliste zu lesen. Allerdings lohnt zusätzlich ein Blick auf die aktuelle Form und da ragen zwei Spieler heraus, die sich vor nicht einmal zwei Wochen bei der Open Championship ein grandioses Duell geliefert haben: Henrik Stenson und Phil Mickelson. Stenson hat nach seinem ersten Major-Triumph noch nicht genug und ist dadurch erst so richtig auf den Geschmack gekommen. Und Mickelson gewann die PGA Championship 2005, als sie das erste Mal im Baltusrol GC stattfand.
Aus dem Führungsquartett hat Dustin Johnson mit dem Sieg bei den U.S. Open als einziger in diesem Jahr einen Major-Titel vorzuweisen. Jason Day, Jordan Spieth und Rory McIlroy, die Ende 2015 fünf der letzten sechs Major unter sich aufgeteilt hatten, sind bislang leer ausgegangen und wollen unbedingt noch einen großen Triumph in 2016 feiern.
Die deutschen und österreichischen Teilnehmer
Mit einem guten Gefühl kann Martin Kaymer zur PGA Championship anreisen. 2010 gewann er in Whistling Straits seinen ersten Major-Titel. Bei der Open Championship vor knapp zwei Wochen deutete er am ersten Tag an, dass wieder mit ihm zu rechnen ist. Für Kaymer geht es in dieser Woche vor allem darum, sich mit einer Top-Platzierung die Chance auf einen Platz im europäischen Ryder-Cup-Team zu erhalten.
Auch der österreichische Starter Bernd Wiesberger hat theoretisch noch die Chance auf seine erste Ryder-Cup-Teilnahme. Dann darf er im Baltusrol GC aber nicht am Cut scheitern wie zuletzt in Royal Troon.