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Klaus Steinbacher übernimmt in "Der Kaiser" die Rolle von Franz Beckenbauer. Im Interview erzählt der Schauspieler von seiner Leidenschaft für Fußball – und vom Druck, der auf einem lastet, wenn man eine Legende spielt.
Klaus, kannst du dich erinnern, wann du das erste Mal den Namen Franz Beckenbauer gehört hast?
Ich war schon immer Fußballfan und habe schon früh als Kind Fußballspiele geschaut. So habe ich Franz Beckenbauer in seiner Rolle als Experte kennengelernt. Mich hat beeindruckt, dass er aus dem Bauch heraus antwortet und dabei charmant und sympathisch ist. Er hat mit einer Leichtigkeit Interviews gegeben, die man so bei ehemaligen Fußballern nicht kannte.
Als Beckenbauer 1990 in Rom als Teamchef den WM-Titel holte und allein im Stadion über den Platz spazierte, warst du noch nicht geboren.
Ich habe diese Szene wohl erstmals bei der WM 2002 oder 2006 gesehen, denn die Bilder werden ja regelmäßig bei Weltmeisterschaften wiederholt. Ich kannte sie also und dachte mir schon, dass das in den Film gehört, noch bevor ich das Drehbuch bekommen habe. Es hat mich gefreut, dass dieser besondere Moment den Rahmen für unseren Film bildet. Bei den Dreharbeiten bin ich übrigens an einem Tag zweimal Weltmeister geworden – denn wir haben die WM-Siege 1974 und 1990 am gleichen Tag gefilmt.
Wie bist du zur Schauspielerei gekommen?
Ich wurde als Kind für den Film „Wer früher stirbt, ist länger tot“ auf dem Schulhof angesprochen. Ich war wohl relativ laut und relativ bayrisch - und wurde dann zum Casting eingeladen. Ich war mir bald sicher, dass ich Schauspieler werden will. Zu meiner Mama hab ich gesagt: „Ich hab zwar eine Fünf in Englisch, aber das ist wurscht, denn ich werd eh Schauspieler.“
Was ging in dir vor, als du das Angebot bekamst, Franz Beckenbauer zu spielen?
Als meine Agentin mir das am Telefon mitteilte, habe ich direkt aufgelegt und musste erstmal durchatmen, bevor ich zurückgerufen habe. Eine Rolle in dieser Größenordnung hatte ich noch nie bekommen und mir war klar, dass ich sie unbedingt übernehmen will. Gleichzeitig hatte ich aber wahnsinnigen Respekt davor – wenn nicht sogar Schiss. Ich wollte das nicht verkacken. Denn ich wusste: Wenn das in die Hose geht und meine Leute den Film oder mich als Franz Beckenbauer nicht gut finden, dann krieg ich richtig was auf den Deckel.
Wie hat dein Umfeld auf die Nachricht reagiert, dass du den Kaiser spielst?
Ich erzähle öfters von meinen Projekten und muss sonst vor allem die Story erklären. In diesem Fall war das anders, denn mit Franz Beckenbauer kann jeder etwas anfangen. Meine Fußballfreunde und auch meine Eltern finden Beckenbauer toll. Das war also etwas ganz Besonderes, hat aber auch den Druck auf mich erhöht. Irgendwann habe ich mich entspannt, weil ich gespürt habe: Ich bin hier richtig,
Du selbst hast schon als Kind Fußball gespielt?
Mein Vater hat mir ein Fußballtor in den Garten gebaut. Das war vielleicht eines der schönsten Geschenke, die ich als Kind bekommen habe. Wir haben dort mit Freunden und Nachbarn Turniere auf die Beine gestellt. Ich war auch beim SC Reichersbeuern im Verein. Während des Schauspielstudiums in München bin ich oft zum Kicken rausgefahren. Manchmal konnte ich die halbe Woche nicht am Bewegungsunterricht teilnehmen, weil ich noch eine Zerrung oder ähnliches vom Wochenende hatte.
Im Film bist du auch in den Fußballszenen zu sehen – doch dazu wäre es fast nicht gekommen.
Während der Vorbereitung zu Filmprojekten höre ich normalerweise auf zu Kicken. Doch in diesem Fall dachte ich mir, Fußball sei die ideale Vorbereitung. Vier Monate vor Drehbeginn habe ich mir das Kreuzband gerissen. Üblicherweise wird man operiert und kann monatelang nicht laufen. Ich habe stattdessen das Knie mit meinen Muskeln stabilisieren müssen und war viel beim Physiotherapeuten. Das Knie hat zum Glück gehalten, auch wenn es beim Dreh manchmal geschmerzt hat.
Was ist dein liebstes Beckenbauer-Zitat?
Der Klassiker ist natürlich „Schaun ma moi, dann seng ma scho“. Das ist ein tolles Motto, das ich mir auch für den Dreh zu Herzen genommen habe. Noch schöner finde ich vielleicht seinen Spruch: „Ich bin auch nur ein Mensch, kein Zauberer. Wenn Sie den sehen wollen, müssen Sie in den Zirkus gehen.“ Das mag ich gern und kann es nachvollziehen. Daran kann man auch ein Stück weit verstehen, wie Franz Beckenbauer mit dem Druck umging. Wenn man derart in der Öffentlichkeit steht, dann fühlt man sich manchmal so. Denn man muss auch erstmal damit umgehen können, der „Kaiser“ genannt und als Legende bezeichnet zu werden.
Derzeit läuft die WM in Katar. Ist das ein Thema für dich?
Ich schaue vereinzelte Spiele. Normalerweise schaue ich mehr, aber bei dieser WM fehlt mir ein wenig die Lust. Ich verstehe allerdings, wenn es anderen Menschen anders geht. Schade, dass die Deutschen früh ausgeschieden sind. Ich fand nicht, dass sie so schlecht gespielt haben. Und Hansi Flick halte ich für einen tollen Trainer. Dem hätte ich mehr gewünscht und hoffe, dass er weiter macht.